Sonntag, 07. November 2021

Gottesdienst anders?! – Ein Workshop zur Gottesdienstgestaltung

Am Samstag den 6.11.2021 fand in Niederkirchen ein Workshop zur Gottesdienstgestaltung statt.

Dem Thema „Gottesdienste“ kommt im pastoralen Konzept der Pfarrei Hl. Michael Deidesheim eine besondere Bedeutung zu. Zudem gibt es in der Pfarrei mehrere Menschen, die eine Ausbildung zur Gottesdienstleiterin / zum Gottesdienstleiter gemacht haben.

Ein wichtiges Ziel, das im pastoralen Konzept formuliert ist, lautet, dass diese Ehrenamtlichen ihre Kompetenzen und Fähigkeiten auch einbringen und selbstständig Gottesdienste vorbereiten und leiten – wobei es wichtig ist, dass sie es auf ihre Art tun, ihre eigenen Charismen einsetzen, ihre Vorstellungen einbringen und eventuell mit alternativen Gottesdienstformen unser pfarreiliches Angebot erweitern.

14 Teilnehmer:innen aus der Pfarrei Hl. Michael machten sich deshalb gemeinsam auf die Suche nach neuen, alternativen Elementen und Gottesdienstformen.  Ziel eines ganztägigen Workshops war ein Austausch von Erfahrungen, Wünschen und Vorstellungen und die Erarbeitung von Gottesdienstmodellen.

Dabei wurden auch die persönlichen Fragen gestellt, etwa:

  • Was bedeutet Gottesdienst für mich?
  • Wie müsste ein Gottesdienst aussehen, der mich begeistert.
  • Welche Formen sind mir wichtig, welche Gestaltungselemente fehlen mir heute?
  • Wie würde ich mich gerne einbringen?
  • In welchem Rahmen würde ich gerne Gottesdienste feiern, an welchen Orten, zu welchen Zeiten, mit welchen Menschen?
  • Ist es für mich OK einen Gottesdienst mit experimentellen Elementen zu gestalten oder ist mir die traditionelle Form wichtig.

Bei der Frage danach, was den Teilnehmenden im Gottesdienst guttut, wurden Aspekte lauf wie: Stille für meine Gedanken und persönlichen Gebete, Teil des Gottesdienstes zu sein und sich einbringen zu können, das Erleben von Gemeinschaft und die Möglichkeit, sich während oder nach dem Gottesdienst austauschen zu können. Großen Wert legten die Teilnehmenden auf gute Musik mit Texten, die zum Gottesdienstthema passen und in die aktuelle Zeit passen, sowie eine gute Predigt. Ein Teilnehmer sagte sogar: „Alles andere ist dann fast egal.“

 Dagegen vermissen die Teilnehmenden in Gottesdiensten häufig Emotionen und Freude, die Interaktion mit den anderen Besuchern, das Erlebnis von „Leben und Glauben teilen“ sowie ganz konkret eine andere Sitzordnung, etwa im Kreis mit dem Altar in der Mitte anstelle einer „one-man-show“ im Altarraum weit entfernt von der Gottesdienstgemeinde.

Für viele derjenigen, die sich über andere Gottesdienstformen Gedanken machen, sind lateinische Texte und Lieder unbedingt verzichtbar. Ebenso waren sie sich auch einig, dass zu viele Schriftlesungen, lange Predigten und starre Gottesdienstabläufe, eher abschreckend als anziehend wirken.

Anhand eines "Gottesdienst-Checkers" erarbeiteten die Teilnehmer Aspekte und Inhalte, die Ihnen für die Zielgruppe, die sie erreichen möchten, wichtig ist: Orte, Zeiten, Lieder und Musikstile, Inhalte, "Drumherum", Name-Titel, Werbung, Ressourcen.

In einem dritten Schritt entwickelten sie in drei Gruppen neue Gottesdienstmodelle sowie konkrete  Anpassungen an die „klassischen“ Gottesdienste, die praktisch und auch sofort umgesetzt werden können.

Am Ende des Nachmittags verständigten sich die Teilnehmenden darauf, dass der Workshop fortgesetzt werden soll und weitere Interessenten eingeladen sind, weiter mitzudenken, zu planen und auch zu „träumen“, wie ein gewinnbringender Gottesdienst gestaltet sein kann. Denn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass der Tag sehr zielführend und gewinnbringend war – und dass sie Freude daran haben, im Hinblick auf Gottesdienste Neues zu entwickeln.

Einen Einblick in den Workshop gibt die Sammlung der Antworten der Teilnehmer auf die Fragen:

Was tut mir gut im Gottesdienst?

  • Einander zu sehen
  • Stille (lange Stille, auch kurze Stille mit Impuls)
  • Anstatt einer Predigt, von eigenen Berufungen erzählen
  • Gottesdienste „auf dem Weg“ mit Stationen (eine Wegstrecke zusammen gehen wie bei Emmaus)
  • Zu wissen, dass für mich gebetet wird
  • Beten für Kommunionkinder (einen Namen zu bekommen für den ich bete)
  • Hände salben
  • Moderne Medien nutzen, facebook, online Gottesdienste (-> Werbung, Zielgruppen persönlich ansprechen)
  • Jerusalem Tanz
  • Professionalität (wenn ein Konzept dahinter steht, Durchgängigkeit, z.B. Firmgd 2021
  • Stille für meine Gedanken / Gebete (zur Ruhe kommen)
  • Ich bin Teil des Gottesdienstes (eigene Fürbitte sagen dürfen)
  • Austausch zum Text, Austausch über den Gottesdienst
  • Es ist einfacher an bestehenden Gottesdienstelementen zu ändern als neue einzuführen
  • Etwas mitgeben: ein Wort oder ein Symbol, das mich erinnert
  • Gottesdienst im Freien
  • Persönliche Ansprache (Hinweis auf Jubiläum, Geburtstag, Danksagung)
  • Gemeinschaft erleben (Zusammensein nach  dem Gottesdienst z.B. Grillen)
  • Moderne Musik /Musikband
  • Aktuelle, gute Predigt (alles andere ist fast egal)
  • Musik! (kann auch instrumental sein) mit passenden Texten (roter Faden), kann stillund ruhig machen, auch mal jemanden buchen (Musikgruppe), Mischung von verschiedenen Stilen
  • Intension formulieren am Anfang des Gottesdienstes (z.B. wie bei Frauenmesse DEI)
  • Persönliche Segenszuspruch durch Nachbar
  • Stille (Zeit den Impulsen nachzuhängen)
  • Gesten (z.B. Sonnengruß, Bewegung, nicht nur physisch sondern auch die Gedanken in Bewegung zu bringen.
  • Bibliolog
  • Bildmeditationen
  • Digitale Gottesdienste, Online Andachten
  • Gemeinschaftsgefühl erleben (-> alternative Sitzmöglichkeiten (Kreis, Gespräche)
  • Nach dem Gottesdienst Gelegenheit sich auszutauschen (Kirchencafé etc.)
  • Urlaubsgottesdienste (entspannte Atmosphäre, um einfach mit fremden Leuten ins Gespräch zu kommen)
  • Gottesdienste an unterschiedlichen Orten
  • Glockengeläut
  • Begegnung mit Mitchristen und Gespräche im Nachgang
  • Abwechslung, Vielfalt bei Gottesdiensten

Was vermisse ich im Gottesdienst?

  • Friedensgruß, Kontakt zu den anderen Besuchern
  • Vermeldungen, bei denen sich die Beteiligten selbst vorstellen
  • Vermeldungen im Gottesdienst,
  • Kontaktaufnahme zu den Besuchern
  • Kleine Gesten
  • Stille
  • Momente der Besinnung
  • Junge Menschen, Familien -> Zusammenkunft nach dem Gottesdienst
  • Emotionen, Freude
  • Interaktion mit anderen
  • Bewegung (Halelu … aufstehen, setzen)
  • Möglichkeit einzelne persönliche Anliegen einzubringen („.. ich bitte um Euer Gebet für …)
  • Regelmäßige Familiengottesdienste
  • Gemeinschaft und Austausch
  • Verbesserte Außendarstellung, Werbung
  • Austausch über Generationen hinweg
  • Die Gemeinde mit hineinnehmen
  • Musik (nicht nur Kirchenlieder, modern, Stilrichtungen
  • Leute, die begeistern und mitreißen können, die authentisch sind
  • Leben und Glauben teilen
  • Eine andere Körperlichkeit (nicht so steif)
  • Hintergrund zu den Bibelstellen (Einführungstext) oder in der Predigt
  • Volle Kirchen (junge Leute und Familien, gemischtes Publikum)
  • Transparenz und Diskussionskultur
  • Aussagekräftige neue Lieder
  • Gottesdienste anders, als ich sie bisher kenne (z.B. am Bahnhof mit ansprechenden Themen wie Aufbrechen oder Warten oder Entschleunigung)
  • Gottesdienste in Feld, Wiese, Wald z.B. Dankgottesdienste, Waldgottesdienste
  • Gottesdienste in Bewegung (wandern, austauschen)
  • Im Kreis sitzen
  • Bewusste Frage am Anfang: Warum bin ich da, was ersehne ich, was erwarte ich von Gott, was bringe ich mit
  • Ehrliche Begegnung und Austausch
  • Gemeinschaft, feierliche Stimmung, Freude, lachen, tanzen, gemeinsam essen
  • Brot teilen -> heder reicht weiter, lädt ein
  • Den Altar in der Mitte
  • Ökumene Blick über den Tellerrand
  • Wie feiern Andersgläubige den Gottesdienst … Abläufe, Rituale ..
  • Einbindung von Menschen am Rand der Gesellschaft
  • Nachwuchs: junge Leute begeistern, motivieren
  • Meine Fragen mit jemand zu teilen
  • Verteilte Moderatoren in der Menge die zum Kleingruppengespräch einladen
  • Beteiligung der Gottesdienstteilnehmer
  • Austausch im Gottesdienst oder Austausch danach (z.B. Frühschoppen)
  • Lebendige, freundliche Ankündigung und Begrüßung
  • Meditativer Tanz
  • Gelegenheit auszusprechen was ich mitbringe (Wunsch angesprochen zu werden)
  • Gottesdienste auf Zielgruppen zuschneiden
  • Gespräche und gegenseitiger Austausch im Gottesdienst
  • Mehr Abwechslung der Texte (z.B. Hochgebet, Tagesgebet etc.)
  • Fürbitten von der Gemeinde ausgesprochen
  • Andere Sitzordnung
  • Zweigleisigkeit: Kleingruppengottesdienste, Gemeindegottesdienste

Auf was kann ich im Gottesdienst verzichten?

  • Schlechte Akustik
  • Standardablauf (Starre Form)
  • lateinische Gebete und Lieder
  • lateinische Gebete an Fronleichnam
  • Schlechte Predigt (nicht zu lang, nicht belehrend, aus dem Leben & Alltag, selbstkritisch, ein guter Gedanke)
  • lange Predigten, die sich inhaltliche oft wiederholen
  • die Uhr darf keine Rolle spielen
  • 3 Schrifttexte („Es ist mir nicht möglich, mich mit 3 Texten zu beschäftigen)
  • Zu viele Texte / Schriftlesungen
  • zu viele Lesungen
  • Austausch im Gottesdienst
  • manche Liedtexte
  • Frontaler Sitzplan
  • Zu hören wie eine Messe „gelesen“ wird
  • One man show
  • nur Aktion – keine Zeit für Stille
  • Aktion als Selbstzweck
  • Vorwürfe von der Kanzel
  • Gottesdienst wie im Kino, ohne Kontakt