Sonntag, 19. Februar 2023
Die Fastnachtspreddisch vun unserem Parrer
Ehr Leit, wonner die Preddisch vun unserm Parrer heit in de Kersch verbasst hän, donn kennener se do noch lese - wonner kennen ..
Wie schää, dass unsern Parrer a so babble konn, wie uns der Schnawwl gewachse is. Dass er donn a noch reime konn, so dass alles zamme basst, dess is donn schunn a grooßi Kunschd. Om Dienschdag is jo ah noch de "Dag vun de Muddersprooch" wie isch grad in de Zeidung lääß. Donn basst jo alles.
Fer Leit, wu dess ned so verschdeehen gibds jo a en Link zum pälzische Wörderbuch.
Un los geht's mit de Preddisch:
Fastnachtsonntag 2023
Ehr liewe Leit, es dut mir weh,
wann ich jeden Morge seh
die Zettel in meim Eingangsfach
zwische de anner Poscht vum letschde Taach -
mit denne, die aus der Kerch sin ausgetrete
un jetzt nimmi mit uns bete.
Am Sunntag war mancher noch in de Messe drin
un jetzt kummts dem uff äämol in de Sinn,
die Gemeinschaft der Kirche zu verlosse
ganz unverhofft un ohne Bosse.
Annere hoscht ewig nimmi gsehe
Höchstens durch die Kerwegass durchgehe
Ich schreib denne dann a glei en Brief,
un frog, was in ehrm Lewe ging jetzt schief.
Ich schreib ganz lieb und du net schelte
Doch Antwort krieg ich dodruff selte.
Doch dass ich selbst e Antwort finde
frog die Leit noch Ihre Gründe.
Bei viele isses liewe Geld,
wie so oft auf dere Welt
Des versteh ich noch e Stick
wann jemand durch e Missgeschick
die Finanze außem Ruder laafen
die sich nix mehr kennen kaafen,
was zum Lewe wischtig is.
Des sieht jeder ein, gewiss.
Bei annre, die bloß Steuer sparen,
ums fünftemol noch Malle fahren
um dort in de Gegend rumschawenze
Do halt sich mei Verständnis doch in Grenze
Dodebei is die Kerschesteier sehr gerecht,
wer viel verdient, der auch mehr blecht.
Wer genug hat, kann auch mehr gewwe
S bleibt immer noch genug zum Lewe
Die tragen dann auch de größte Teil.
Wennich zahlt dann derdeweil
de arme Schlucker und die Kinnerreiche
um des Ganze auszugleiche.
Doch es gibt a dodenewe
Leit, die ehrn Glauwe besser lewe
bei de Evangelisch Glaubensbrieder
Un die finscht in de Weedgass wieder.
Annere ärgern sich ganz kolossal,
üwwer alles, was so allzumal
in der Kerch so is bassiert
wu Rom so manches einkassiert
wu manche Hoffnung bitter endet
un annerschtwu des Geld verschwendet.
Vum Missbrauch fang ich gar net an
Was manche Kleriker so Kinner angetan.
Sis wies is: Mer schämt sich bloß
Lang ist die Liste un riesegroß
was die Kirche so verbrochen
(mol ganz unner uns gesprochen)
Doch im große Ganze stell ich fest:
Egal, was der Grund zum Austritt is gewest,
so richtig vum Glauwe abgefalle
sin bei denne ganze Austritt alle
bloß die wennischte der Leit.
Bei viele is der Geist der Zeit,
was MAN so tut und MAN so macht [BB1]
wo Kirche üwwerhaupt net angesagt.
Doch, ich will heute hier nicht klagen
Will lieber nach den Gründen fragen,
die hinter all dem Elend stehn
die wir auf Anhieb noch nicht sehn.
Wie gewwen wir uns als Kirche heut?
Wann mir ehrlich sin, ehr liewe Leit,
Die Kirche wird bei uns verwaltet,
anstatt, dass sie die Welt gestaltet.
1000 Gremien, Sitzunge un Petitione
zu Gendersternsche, mit und ohne,
zu lauter Sache, die kän Mensch will wisse
do wird gerunge un gerisse
als wärs wischtischte der Welt,
was sie im End zusammenhält.
Wir werren net fertisch, zu verwalte
Bloß, um jo net herzuhalte,
fer des was werklich drängt in dieser Zeit,
hinzugehe zu de Leit.
Ihr Sorge und Ich Not zu teilen
Un a a bissel zu verweilen
Schenke mol vun unsre Zeit
fer jemand in de Einsamkeit.
Doch mir redden viel un laut
so dass mer sich kaum zu sage traut:
Am wichtigste doch gerade heute ist
Die Bekehrung hin zu Jesus Christ.
Awwer so richtig, dass mit Brausen
der Geist vertreibt uns all die Flausen
die sich so breitgemacht im kirchlich Leben.
Wir habens gesehen: die Macht vom Beben
Wenn die Erde wankt und bebt
Alles schrickt, was darauf lebt
In Syrien und der Türkei.
Das bleibt keinem einerlei.
Manchmal wünsch ich für die Kirche so ein Beben,
natürlich ohne Verlust von Menschenleben
aber dass alles in sich zusammenfällt,
was morsch und krank ist und nicht hält,
alles, was Schein ist und gelogen,
oder für uns zurecht gebogen.
Dass wir vor den Trümmern stehen
Und fragen: wie konnte all dies hier geschehen?
Ist bei uns alles nur noch Schein?
Sind wir mehr als ein Sozialverein?
Ist alles nur noch Tradition
Wie gehabt seit Jahren schon?
Drum sind auch die Fragen heute wichtig:
Was ist gut und stark und richtig?
Was hatte Fundament und Stärke?
Was sind bei uns stabile Werke?
Was hält den stärksten Beben stand?
Was braucht von uns das ganze Land?
Wir brauchen eine Runderneuerung
Heilig Geist und sehr viel Schwung,
Mut vor allem für ganz neie Wege
Un net so sehr des alte pflege.
Tradition ist schun ganz gut
Solang se sich entwickle dut.
So hänn die Austritt doch ehr Gutes,
wann mir frohen Mutes,
drangehn un die Kirch erneuern
wieder mehr zu Christus steuern.
Un den Geist, der uns versprochen
bitten, dass wir aus dem Loch gekrochen
kommen, in dem wir zaghaft sitzen
und mit Sturme un mit Blitzen
uns aufrüttelt in dieser Zeit.
Des wär mein Wunsch, ehr liewe Leit.
Un heer endlich uff un sag in Gottes Namen
Danke fürs Zuhören und nun: Amen