Pietà
Das Motiv der Pietà ist in der Bildhauerkunst seit dem frühen 14. Jahrhundert gebräuchlich und wird von der älteren Forschung in Verbindung mit der Entstehung des Andachtsbildes gebracht. Der frömmigkeitsgeschichtliche Ursprung ist in der verstärkten Hinwendung zum Leiden Christi am Kreuz und des Mitleidens seiner Mutter mit ihrem Sohn zu sehen. Der formale Ursprung der Vesperbilder in mehrfigurigen Beweinungsdarstellungen wird immer wieder behauptet, ist aber nicht bewiesen. Die Pietà zählt zu den bekanntesten ikonographischen Darstellungen des Mittelalters.
Diese gotische Figur aus dem 15. Jh befand sich in der Mitte des 19. Jh im Privatbesitz, wie die Nischen an den damals errichteten Häusern zeigen.
Nach der Tradition der Familie J. Andres, Hintergasse 35 befand sich dieses Relief der Mutter Gottes mit ihrem Toten Sohn auf dem Schoß ursprünglich im Besitz des Weinguts Siben in Deidesheim. Ein Vorfahre der Familie Andres, der dort Kutscher war, entdeckte das Relief auf dem Speicher und erbat es sich als Hochzeitsgeschenk.
Als er 1846 sein Wohnhaus erbaute, ließ er an der Nordostecke eine Nische für das Vesperbild anbringen.
Wie die Figur in den Privatbesitz gelangte, ist unbekannt. Vielleicht gehörte sie einst einem Kloster oder Stift. Mit der Aufhebung der Klöster in der Säkularisation (1802/1803) fanden viele Kunstwerke Liebhaber, die sie vor der Vernichtung bewahrten.
Pfarrer Schlich konnte im Jahr 1959 Landeskonservator Dr. Medding auf die Figur aufmerksam machen und erreichte, dass sie von Otto Schulz (Herxheim) restauriert wurde. Dieser konnte bei dem Relief die alte Fassung unter mehrfachen Übermalungen freilegen. Das wiederhergestellte Relief, dessen künstlerische Qualität erst jetzt sichtbar wurde, durfte auf Anordnung des Landesdenkmalamtes, das die Restaurierung bezuschusst hatte, nicht mehr am alten Standort aufgestellt werden, sondern ging in den Besitz der Kirche über. Der ehemalige Eigentümer würde mit anderen Kunstgegenständen entschädigt.
Quelle: Seite „Pietà“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13. Oktober 2021, 20:35 UTC. URL: de.wikipedia.org/w/index.php (Abgerufen: 24. April 2022, 12:27 UTC)
Berthold Schnabel – Die katholische Pfarrkirche St. Martin Niederkirchen und ihre Geschichte; Hg. Kath Kirchengemeinde Niederkirchen 1993