Kirche St. Margareta - Forst

Die Kirche St. Margareta befindet sich im Zentrum von Forst, Weinstraße 69. Der Saalbau entstammt dem Barock und wurde 1723 aus Teilen des Vorgängers, der im 15. Jahrhundert im spätgotischen Stil erbaut worden war, errichtet. Der Westturm bildet einen Quaderbau aus Rotsandstein und wurde 1767 fertiggestellt.

 

Geschichte

Forst war in Bezug auf geistliche Dinge früher mit Deidesheim verbunden. Der Ort war jahrhundertelang eine Filiale von Deidesheim. In der Zeit des Speyerer Bischofs Matthias Ramung (1464 – 1478) existierte in Forst eine Kaplaneipfründe. Da diese Filiale darüber hinaus eigenes Vermögen hatte, dürfen wir annehmen, dass sich hier auch schon im 15. Jahrhundert eine eigene Kirche erhob und zwar an der gleichen Stelle, an der sie auch heute steht.

Diese Kirche dürfte schon die Form unserer heutigen gehabt haben, denn die Mauern von Chor und Langhaus stammen bis etwa zur halben Höhe aus der Spätgotik. Die Sakristei wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts an die Nordwand des Chores angebaut.

Der ursprüngliche Raum besitzt zwei Joche mit Kreuzgratgewölben und ist durch die spitzbogige Tür vom Chor aus zu erreichen.

Zur Straße hin hatte man ursprünglich eine Stützmauer gebaut.Der Platz um die Kirche herum war bis zum Jahre 1814 der Friedhof.

In einem Gerichtsbrief vom 22. März 1514, der im Staatsarchiv in Speyer verwahrt wird, wird die ursprüngliche Kirche „Margaretenkirche“ genannt, weil sie, genau wie unsere heutige Kirche, der Heiligen Margarete geweiht war. Sicher sah sie etwas anders aus als unsere heutige, hatte Forst doch im Jahre 1530 nur 97 Seelen.

Die alte Kirche war mit der Zeit für die zunehmende Zahl der Bevölkerung zu klein, der Bau einer neuen, größeren Kirche notwendig geworden.

Die Grundsteinlegung für die neue Kirche scheint schon 1716 stattgefunden zu haben. 1717 war die Kirche im Rohbau vollendet, wie auch die Jahreszahl im Türbogen des westlichen Eingangsportals der Kirche angibt (Anno 1717). Im Innern stattete man die Kirche weiter aus. Die Rechnung berichtet auch von der Abräumung der Gerüste in der Kirche. 1720 finden wir keine Bauausgaben mehr. Der Pfarrer von Deidesheim erhält zur Bezahlung eines im Innern der Kirche aufgehängten Margaretenbildes 3 Gulden 5 Batzen.

Das Jahr 1719 war also das Vollendungsjahr.

Die Kirche, eine einfache Kirche mit einem Turm aus Holz und Schiefer auf dem Westgiebel des Langhauses. Ein runder Triumphbogen trennt das flachgedeckte Langhaus von dem ebenfalls flachgedeckten Chor.

Aus den Belegen der Gemeinderechnung von 1723 geht klar hervor, dass die Einweihung in diesem Jahr gewesen sein muss. Es heißt dort auf einem vom Schultheiß und Gericht unterschriebenen Zettel:

„Bei hoher Anwesenheit ihrer hochverdienten Gnaden des Weihbischofs von Speyer, als dieselben die Kirche und drei Altäre nebst dem Kirchhof dahier weihten, an Wachskerzen, Leintuch, Baumwolle und dgl., wie auch für Zehrung, Retkonipenzien (Vergütung) für dero Hochwürdigen Kaplan und Bedienten ergangen 35 Gulden 13 Batzen“.

Der steinerne Treppenaufgang von der Straße zum Kirchplatz hoch wurde 1921 erbaut.

Friedhofskreuz

Das große Kreuz auf dem Kirchplatz ist das alte Friedhofkreuz. Auf der Vorderseite des senkrechten Balkens stehen zuerst die Buchstaben: I=C=D=M und dann die Jahreszahl 1727.

Die Buchstaben stehen für: ,„Jesus Christus Dominus Meus“ dies bedeutet „Jesus Christus ist mein Herr“

Die Aufschrift auf der Vorderseite lautet: Thu auf, thu auf, sieh deinen Gott mit ausgespannten Henden, ans Creitz gehefft in Angst und Noth für dich sein Leben enden. Die harte Stein bewegen sich, die Sonn und Mond erbleichen. Soll dann am End o Sünder dich dein Jesus nicht erweichen?
Darunter die Jahreszahl: M D C C X X X.

Es liegt die Vermutung nahe, dass dieser Text im Jahre 1730 eingemeißelt wurde, insbesondere auch deshalb, weil die Sandsteinplatte nicht zu dem übrigen Sandstein des Sockels passt.

Der Turmbau

Der alte hölzerne Turm auf dem Westgiebel der Kirche wurde mit der Zeit baufällig und musste erneuert werden.

Der neue Turm wurde im Jahre 1767 aus roten Quadersandsteinen aufgebaut. Er ist 40 Meter hoch, steht auch an der Westseite des Langhauses, hat viereckigen Querschnitt, bildet das westliche Portal, tritt auf drei Seiten vor die Portalmauer heraus und dient zur Vorhalle. Auf jeder Seite befindet sich ein Torbogen. Aus dem Grün seiner Umgebung erhebt er sich als Wahrzeichen des Dorfes.

Die Kirchturmuhr wurde im Jahre 1870 von der Gemeinde angeschafft. Sie wurde von der Mannhard’schen Turmuhrenfabrik München geliefert. Die Kosten einschließlich Montage beliefen sich auf rund 1.165 Gulden.

Quelle: Ausgabenverzeichnis 67 Nr. 76 vom 3. Juli 1871.

Innenraum

Forst erhielt im August 1804 als Säkularisationsgut aus der Dominikaner-Kirche in Worms insgesamt 9 Wagenladungen an Ausrüstungsgegenständen. Davon vorhanden sind noch zwei Gemälde an den Seitenwänden, die zwei Säulen, auf denen heute die Empore ruht und zwei steinerne Figuren, der Hl. Papst Pius V. und der Hl. Thomas von Aquin, die heute beide im Turm stehen. Die beiden Figuren waren sehr stark beschädigt und wurden in den Jahren 2000 und 2003 mit großem Aufwand und mit Zuschüssen der „Heimatfreunde Deidesheim und Umgebung e.V.“ durch den Bildhauer Bernhard Matthäss aus Neustadt-Duttweiler restauriert.

Während der gleichen Zeit, kam auch die Statue des Heiligen Sebastian im Jahre 1805 als Säkularisationsgut aus einer Mannheimer Kirche zu uns nach Forst. Der Heilige Sebastian ist der 2. Patron unserer Kirche.

Das ca. 300 cm hohe und ca. 130 cm breite Ölgemälde auf Leinwand „Maria Magdalena wäscht Jesus die Füße“ ist eine deutsche Arbeit aus dem Anfang des 17. Jh. nach Motiven der niederländischen Manieristen aus dem Umkreis des Antwerpener Malers Jan von Hemessen.

Etwa 100 Jahre jünger ist das querovale Gemälde mit einer Höhe von 102 cm und einer Breite von 120 cm, das auf Holz gemalt ist und die Heiligste Dreifaltigkeit zeigt. Dieses Bild war einmal ein Teil des Hochaltares und kam auch aus Worms zu uns.

In Verbindung mit dem Neubau des Hochaltars 1857 kam das dritte Gemälde „Jesus übergibt den Hirtenstab an Petrus“ als Altarbild zu uns. Es ist das Werk des Münchner Künstlers Alois Süßmayr.

Das kleinere Barockbild an der Nordseite im Kircheninneren zeigt den vom Kreuz abgenommenen Jesus auf dem Schoß seiner Mutter, umringt von Maria aus Magdala und dem Jünger Johannes. Es wurde von einem unbekannten Künstler geschaffen. Wir wissen nicht, wann es in den Besitz unserer Kirche kam. Es hat als Kirchenbesitz die französische Revolution überstanden und ist bereits im Inventarverzeichnis von 1783 aufgeführt.

Die heute in unserem Besitz befindliche Statue der Heiligen Margareta im Chor unserer Kirche stammt aus der Zeit der späten Gotik. Sie dürfte um 1500 geschaffen worden sein.

Die Herz-Jesu- und die Herz-Maria-Verehrung standen auch in unserer Kirchengemeinde in hohem Rang. Sie war Anlass für Heinrich Spindler, geb. am 09. November 1869, Weingutsbesitzer und Gastwirt, und seiner Ehefrau Elisabeth, geb. am 28. Mai 1874 um 1930 für die Forster Pfarrkirche in Oberammergau zwei Holzfiguren schnitzen zu lassen. Die Herz-Mariä-Figur erhielt an dem linken und die Herz-Jesu-Figur an dem rechten Seitenaltar ihren Standort.

Renovierungen

1856 umfassende Renovierung im Kircheninneren 1860 – 1900 Es entstehen mehrere bleigerahmte und mit Glasmalerei versehene Fenster. 1900 Kirche wird neu ausgemalt.

1956 umfassende Renovierung. Man muss hier besser von einer grundlegenden Umgestaltung des Kirchenraumes sprechen. Es wurde dabei die gesamte Bemalung der Kirche entfernt. Ebenso wurden die Fenster mit der Bleirahmung und den Glasmalereien leider restlos durch moderne, dem damaligen Zeitgeschmack entsprechende, ersetzt. Weiterhin wurde die hölzerne Kanzel abgebrochen. Den heutigen holzgeschnitzten Kreuzweg haben bei dieser Renovierung Forster Bürgersfamilien, die im 2. Weltkrieg Angehörige verloren haben, gestiftet. Geschaffen wurde der Kreuzweg von dem Tiroler Bildschnitzer Angelo Valentin aus Offenburg im Schwarzwald.

In ihrem Testament verfügte Frau Annemarie Mossbacher, geb. Dorsch, Besitzerin des Weingutes „Mossbacher Hof“, eine Stiftung für ein großes Holzkreuz mit Korpus für die Forster Kirche. Das Kruzifix schuf im Jahre 1962 der gleiche Künstler wie den Kreuzweg.

1977/78 nächste Innen- und Außenrenovierung. Die Kirche erhielt dabei im Inneren ihr heutiges Erscheinungsbild.

Bei der nunmehr letzten Restaurierung in den Jahren 1995/97 wurde unter großem Aufwand der Dachstuhl saniert, der Innenputz bis in eine Höhe von ca. 2,0 mtr. entfernt und durch einen Sanierputz ersetzt, das Kircheninnere farblich neu gestaltet, die Beleuchtung und die Lautsprecheranlage erneuert. Dabei wurden für Hörgeräteträger Induktionsschleifen in den Wandputz eingearbeitet. Im Außenbereich der Kirche war die Asphaltierung sehr schadhaft. Nach Erneuerung der Abwasserführung wurden der Kirchplatz und der Weg um die Kirche neu gepflastert.

Glocken

Die ersten Hinweise auf das Vorhandensein von Glocken in Forst besagen, dass bereits vor dem Erbfolgekrieg (1688-1697) eine Glocke von ca. 8 Zentnern vorhanden war. Diese Glocke wurde rechtzeitig vom Turm geholt und in einem Brunnen versenkt. Sie konnte dadurch über den Krieg gerettet werden. 1697 holte man sie wieder aus dem Brunnen zurück auf ihren Platz in der Glockenstube. In diesem Jahr wurde noch eine zweite Glocke für 85 Florin gekauft.

  • 1700 Neuguss von drei Glocken, dabei wurden die vorhandenen eingeschmolzen.
  • 1731 Zwei Glocken sind schadhaft und werden erneuert.
  • 1767 Zwei der alten Glocken werden eingeschmolzen und zwei weitere größere neu hinzugekauft. Forst besitzt nun das schönste Geläut am Haardtgebirge. Vier Glocken, von welchen die erste 20, die zweite 14, die dritte 9 und die vierte 6,85 Zentner schwer war.
  • 1794 Plünderung der Kirche und der Gemeinde durch neufränkische Söldner. Drei Glocken gingen verloren, die kleinste wurde von den Bürgern vergraben und nach dem Kriege wieder im Turm aufgehängt.
  • 1802 Neuguss einer zweiten Glocke von 189 Pfund.
  • 1837 erhält Forst drei neue Glocken mit den Tönen E, G und H.. Die Glocke von 1794 ist gesprungen und wird eingeschmolzen. Forst hat nun wieder 4 Glocken, die erste wiegt 21, die zweite 12,83, und die dritte 6,17 Zentner. Das kleine Glöckchen von 1802 bleibt erhalten.
  • 19. Juni 1917 Ablieferungsverfügung für drei Glocken
  • 1924 ein neues bronzenes Vierergeläute wird angeschafft, wobei die kleine Glocke von 1802 mit eingeschmolzen wird.
  • 12. Dezember 1941 Ablieferverfügung für drei Glocken. Die kleinste durfte bleiben.
  • 28. März 1950 - Neuguss von drei Bronzeglocken in Frankenthal. Einweihung am Ostermontag, 10. April 1950. Erster Ruf zum Festgottesdienst am Weißen Sonntag 1950.Diese Glocken versehen heute noch ihren Dienst..

Orgel

Unsere Orgel ist ein historisches, pneumatisches Instrument. Sie wurde von der Weingutsbesitzerin Frau Rosa Franziska Spindler im Jahre 1900 gestiftet und von der Firma H. Voit Söhne, Karlsruhe Durlach als Orgel mit 16 klingenden Stimmen und 8 Nebenregister auf Manual und Pedal gebaut.

Im Laufe ihres Lebens wurde sie einige Male im Inneren verändert. Im Jahre 1955 wurde sogar der Prospektaufbau insgesamt entfernt und in einen Freipfeifenprospekt umgewandelt. Da der ursprüngliche Aufbau noch bekannt war haben wir uns im Jahre 2008 zur Restaurierung und zur Herstellung des Urzustandes entschlossen. Mit den Arbeiten wurde Orgelbaumeister Peter Maria Ohlert aus Kirkel/Saarland beauftragt. Er hat seine Aufgabe hervorragend gelöst und unserem Instrument wieder zu einer unvergleichlichen Klangfülle verholfen. Unsere historische Voit-Orgel ist zu neuem Leben erwacht.

Die Winzerkrippe

In unserer Kirche gab es eine ganz normale Nazarener Krippe, die allerdings sehr starke „Gebrauchsspuren“ aufwies. Nach intensiven Beratungen entschlossen sich Mitglieder des Pfarrgemeinderates selbst eine neue Krippe zu basteln. Da Forst ein Winzerdorf ist, sollte die Krippe eine starke Bindung an diesen Berufszweig haben. Eines der ältesten Häuser in Forst, der „Kartäuserhof“ war das Modell für den Stall.

Frau Ruth Fürst begann mit Ton Köpfe und Hände zu formen und zu brennen, Füße entstanden aus Bleiguss. Mit Körperrohlingen zusammengefügt ergaben sich Figurengrundlagen. Die Damen Heltrudis Landen und Griseldis Dorschbegannen zu nähen, häkeln und stricken. Die Küferbluse, das etwas derbere Kleid, die Arbeitsschürze, das Kopftuch, der blaue Arbeitskittel des Winzers, die Strickweste für die Kinder, alles war mit der Zeit vorhanden. Auch das Umfeld wurde geschaffen. Die Weinbergpfähle, der Brennholzstapel, der Holzklotz mit Axt, das Hühnervolk, Schaufel und Besen, Arbeitsgeräte, die ein Winzer braucht, die Schafherde und der Hütehund wurden nicht vergessen.. Mit viel Fleiß wurde eine Krippenlandschaft geschaffen, die in der Pfalz wohl einmalig ist.

Das Krieger-Ehrenmal

Nach dem Abzug der Franzosen am 30. Juni 1930 wurde nachts 2400 Uhr auf dem Vorplatz der Kirche zur Dorfstraße hin die Befreiungslinde gesetzt. Eine Gedenktafel am oberen Eingang zum ehemaligen Schulhaus, heute Jugendheim und Versammlungsraum der Katholischen Kirchengemeinde, weist auf dieses Ereignis hin.

Die Forster Bürger suchten nach einer Möglichkeit ihrer im 1. Weltkrieg gefallenen Mitbürger in würdigem Rahmen zu gedenken. In Abstimmung zwischen Kirchenverwaltung und Gemeinderat wurde beschlossen, in den Kirchenhügel hinein ein Ehrenmal zu errichten. Die Gedächtnisstätte wurde von den Architekten Schönwetter und Schaltenbrand aus Neustadt entworfen und im Jahre 1933 erbaut. Das Innere des Ehrenmals macht den Eindruck einer offenen unterirdischen Gruftkirche, einer Krypta, in Form eines dreiteiligen Kreuzgewölbes.

Der mittlere Teil wird eingenommen von dem in Sandstein dargestellten auferstandenen Jesus Christus, flankiert von zwei Soldaten, als Zeichen der Hoffnung auf unsere eigene Auferstehung und das Wiedersehen im ewigen Himmelsreich.

Links und rechts davon sind auf in die Wände eingelassenen Sandsteintafeln die Namen der 16 gefallenen Mitbürgern aus dem 1. Weltkrieg von 1914/18 festgehalten.

Das Ehrenmal und die darüber aufragende Kirche bilden somit eine Einheit und dokumentieren die Eingebundenheit der in fremder Erde ruhenden Forster in der Forster Gemeinde.

Die feierliche Einweihung des Kriegerdenkmals erfolgte am 24. September 1933 durch Herrn Pfarrer Wilhelm Bruno. Bürgermeister war zu dieser Zeit Eugen Spindler. Die Feier war für Forst ein großer Tag mit Militärkapelle, viel Prominenz und vielen Reden. Die weltliche Feier fand im Hofe des Winzervereins statt.

Im 2. Weltkrieg von 1939 bis 1945 hatte die Gemeinde Forst 59 gefallene Kriegsteilnehmer zu beklagen. Ihre Namen wurden auf zwei großen Sandsteinplatten festgehalten, die im rechten und linken Teil des Ehrenmals liegen.

Quellen